Riot, don't diet

Elisabeth Lechner

Aufstand der widerspenstigen Körper

Du bist zu fett. Zu farbig. Zu köperbehindert! Zu was auch immer! Elisabeth sagt in diesem Podcast und Blogpost: Schluss damit! Hört und lest von Menschen, die wegen ihres Aussehens keinen Job bekommen, oder sogar Morddrohungen. Und fangt bei euch selber an, etwas zu ändern. 

Corona hat es leider unmöglich gemacht, Elisabeth – Eli – persönlich in Wien zu treffen. Deshalb wurde es ein langer, spannender Zoom-Call. Sie ist eine lebhafte, leidenschaftliche Persönlichkeit. Wir sind sofort per Du und direkt drin im Thema – und sparen nichts aus: Body Shaming, Vorurteile, Gewalt. Von der Körperbehinderten, die keine sexy Kleidung tragen soll, bis hin zu einem Model, das wegen Beinbehaarung mit Vergewaltigung bedroht wurde. Was ist los mit uns? Was können wir tun?

Lest hier Auszüge aus dem Podcast hier im Blog.

Der Talk

Wir leben in einer lookistischen Gesellschaft, in der schöne Menschen Vorteile haben, und jene, die als hässlich oder eklig gelten, Nachteile, ob bessere Noten, Partnersuche etc. Woher kommt diese Denke? Und dieser männliche Blick auf Themen?

Die Schönheitsindustrie hat ein großes Interesse daran, immer neue Makel zu definieren, um mehr Produkte zu verkaufen. Außerdem leben wir in einer patriarchalischen Gesellschaft. Ziel des Buches ist es aufzuzeigen, dass es mehr gibt als Frauenkörper, die hergerichtet sind, um zu gefallen. Vielfalt ist etwas Schönes, das nicht verdrängt werden muss.

Dicke Menschen haben Nachteile, z.B. bei der Jobsuche, und der eindeutigen Art von Stellenausschreibungen. Du nennst als Beispiel eine hoch qualifizierte Anwältin.

Sie hat sich mit einem Foto samt Doppelkinn beworben und keine Reaktionen bekommen, erst, als sie sich ohne Foto beworben hat und ihre Kompetenzen zählten und nicht ihr Aussehen. Die Vorurteile sind stark. Dicke seien inkompetent, faul oder asozial. Wer an seinem Körper Schönheitsarbeit betreiben will, soll es tun, aber wenn man gezwungen ist dazu, um eine Chance zu haben, ist das  ein Problem.

Das geht sogar soweit, dass man mit Gewalt bedroht wird, wenn man nicht der Norm entspricht.

Viele empfinden es als eklig und degradieren einen Menschen zum Objekt. Wer aber nicht mehr mit Augenhöhe gesehen wird, ist schnell Opfer von Gewalt. Deshalb kritisiere ich auch Werbekampagnen, die mit mehrgewichtigen Frauen arbeiten, weil sie sich davon Profit versprechen, aber wenn sie dann Hass spüren, kümmert sich niemand um das Community Management.

Selbsthass und die schlimmen Folgen

Und dann sind wir schnell beim Thema Bodyshaming.

Scham ist ein sehr starkes Gefühl und kann zu schlimmen psychischen Schäden oder suizidalen Gedanken führen. Man schämt sich ja immer vor jemandem, und will dann sehr schnell unsichtbar werden, sich zurückziehen, nicht mehr schwimmen gehen oder so.

Es gibt viele, die sich wehren, Stichwort Plus Size Models.

Ja, es tut sich was. Aber gerade Plus Size ist ein spannendes Feld. Endlich gibt es Mode für mehrgewichtige Frauen, aber bei Shootings werden oft dünnere Models gebucht und dann mit Polstern am Hintern ausgestopft, absurdes Fat-Padding also.

Warum braucht es viel mehr dicke Disney Prinzessinen?

Schon Kinder bevorzugen dünne, weiße Puppen, aber wenn sie von Kleinauf Vielfalt lernen, setzt man an den Grundfesten an. Als ich aufgewachsen bin, war die Prinzessin dünn und weiß und heiratet den Prinzen, und nicht eine andere Frau. Bei Trash TV a la Germanys next Topmodel sieht man, wie Körperpolitik funktioniert.

Kremayr und Scheriau, 2021

Schön und fit zu sein gilt auch für Männer.

Es gibt eine BBC Doku, wo Männer mit Muskelbergen weinend vorm Spiegel stehen, weil sie sich hässlich fühlen. Da stimmt was mit ihrem Selbstbild nicht, und sie haben es doppelt schwer, weil Männer manchmal nicht wissen, wohin mit ihren Gefühlen. Das äußert sich dann oft in Gewalt. Dabei ist Schwäche Teil des Lebens.

Fasziniert hat mich im Buch auch das Thema Körperbehaarung.

Behaarung wird als Grenzüberschreitung wahrgenommen. Ein schwedisches Model hat ein Foto gepostet, wo sie ihr unrasiertes Bein in Sneakers in die Kamera hält. Ein Marketing-Gag, aber wenn schon ein junges, weißes Model wegen so etwas Morddrohungen erhält, kann man sich vorstellen, was mit nicht so normschönen Menschen passiert.

Resumee – was können wir alle tun? Wo setzen wir bei uns selber an?

Informieren und ein Bewusstsein entwickeln, Medienkompetenz verbreiten, sich selbst und die Umgebung anders sehen. Wenn jemand Dicker sich sexy kleidet, sich nicht wundern sondern das als okay sehen. In seinem eigenen Einflussbereich anders handeln und die Lebensrealitäten von anderen mitdenken. Netzwerke bilden und sich solidarisch verhalten.

Das war ein Auszug aus dem Podcast mit Elisabeth Lechner. Hört euch unbedingt den ganzen Podcast an! 

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Bonustrack

Gerade gelesen habe ich…

In der Fremde

Joseph Lemark

Ich kenne und schätze Joseph schon lange – und mit ihm seinen Kommissar Josef Vierziger. Aber der hier ist mein Liebster. Vierziger, alias Pepe Quaranta, lebt nämlich seit dem gewaltsamen Tod seiner Freundin in Apulien – und trifft dort auf Ausländerhass, Kindermörder und die Mafia.

Und das garniert Josef mit jeder Menge herrlicher italienischer Kulinarik – eine unerwartet gute und vor allem köstliche Kombi! Ein wahrer Lesegenuss! (Federfrei, 2021)

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